Nenn mich Hexe: Zauberhaft. Wütend. Weiblich.
- Nicole

- 16. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juni
Warum die Rückeroberung des Wortes „Hexe“ ein feministischer Akt in einer patriarchalen Gesellschaft ist
Es gab Zeiten, da konnte dich das Wort Hexe das Leben kosten. Heute kann es dir eine Buchveröffentlichung, ein Tarotdeck oder eine riesige Fangemeinde auf TikTok einbringen – und ganz ehrlich? Wurde auch Zeit. Aber eines gleich vorweg: Das Wort Hexe zurückzufordern, hat nichts mit ein bisschen Glitzer und Ästhetik zu tun (auch wenn ich einem schönen Rauchquarz nicht widerstehen kann). Es ist ein radikales, kraftvolles Nein zu Jahrhunderten patriarchaler Kontrolle. Es geht um Identität, Widerstand, Macht – und darum, dass niemand ausser dir selbst deine Magie definieren darf.

Die Hexenjagden sind nie wirklich vorbei – sie haben nur das Branding gewechselt
Das Wort „Hexe“ war schon immer politisch. Über Jahrhunderte hinweg wurde es als Waffe gegen Frauen eingesetzt – vor allem gegen jene, die laut, seltsam, klug, sexuell oder schlichtweg unbeeindruckt von männlicher Zustimmung waren. Hebammen? Hexen. Heilerinnen? Hexen. Frauen mit eigener Meinung? Ganz sicher Hexen. Alles, was sich nicht kontrollieren liess, wurde verteufelt. Und was ist unkontrollierbarer als eine Frau, die ihrer Intuition folgt, ihren Körper kennt und keinen Retter braucht? Und auch wenn heute niemand mehr auf dem Scheiterhaufen landet, lodern die symbolischen Flammen noch immer: Frauen gelten als „hysterisch“, wenn sie Emotionen zeigen. Als „schwierig“, wenn sie Grenzen setzen. Als „zu viel“, wenn sie Raum einnehmen. Kommt dir bekannt vor?
Hexe zu reclaimen heisst: Ich sehe eure Jahrhunderte der Scham – und ich verbrenne sie. Mit Absicht, Kräutern und vielleicht einer Vollmond-Playlist.
Die Kraft, sich selbst zu benennen
Ein Wort zurückzuerobern ist kein oberflächlicher Akt. Es ist Magie.
Sprache formt unser Denken. Wenn wir uns als Hexe bezeichnen, nehmen wir nicht einfach nur ein Label an – wir sprechen einen Zauber: Ich bin machtvoll. Ich bin weise. Ich bin ganz. Und ich lasse mich weder zum Schweigen bringen noch zurechtschneiden. Sich selbst Hexe zu nennen ist ein Akt der radikalen Selbstdefinition. Es bedeutet: „Ich brauche keine Erlaubnis, um ich selbst zu sein.“ Und das ist revolutionär in einer Welt, die Frauen immer noch in hübsche, harmlose Schubladen stecken will. Hexensein bedeutet Selbstbestimmung. Es heisst, auf dein Bauchgefühl zu hören – statt auf Schuldgefühle. Es heisst, dich von innen heraus zu führen, nicht von äusseren Erwartungen.
Feminismus und Hexerei? Sie sind Schwestern. Vielleicht sogar Zwillinge.
Magie als Widerstand
Was man uns in der Schule nicht beibringt: Spirituelle Praktiken – besonders solche, die mit dem weiblich Göttlichen verbunden sind – waren immer eine Form des Widerstands. Wenn Frauen sich in Kreisen versammeln, um einander zu heilen – das ist Widerstand.Wenn wir meditieren statt uns betäuben – das ist Widerstand.Wenn wir Freude manifestieren in einer Welt, die von unserem Selbstzweifel lebt? Das ist pure Rebellion. Hexerei erinnert uns daran, dass unsere Macht nicht aus Systemen kommt, die nie für uns gedacht waren. Sie kommt von innen – aus unserer Intuition, unseren Zyklen, unserer Wut, unserer Sanftheit und unseren Schatten.
Wir bitten nicht mehr um einen Platz am Tisch. Wir bauen unseren eigenen verdammten Zirkel.
Vom Burnout zum „Burn, Baby, Burn“
Ganz ehrlich: Das moderne Leben ist ein Energiefresser. Spätkapitalismus lebt von Hustle und Erschöpfung. Hexerei bietet einen Gegenentwurf – eine Rückkehr zu Zyklen, Langsamkeit und heiligem Ausruhen. Sie erinnert uns daran, Energie über Effizienz zu stellen. Sie gibt uns die Erlaubnis zu fühlen, zu fliessen und Nein zu sagen – ohne uns dafür zu entschuldigen. In einem patriarchalen System, das Frauen mit Produktivität und Nettigkeit konditioniert, ist das revolutionär. Wenn ich also montagmorgens eine Kerze anzünde, einen Zauber flüstere oder eine Karte ziehe, bevor ich meine Mails öffne, dann ist das kein hübsches Ritual. Das ist Selbstermächtigung. Das ist Heilung. Das ist mein Weg, mir Raum zu nehmen in einer Welt, die mich lieber klein und überfordert hätte.
Zum Schluss: Ein Zauber
Hexe zurückzuerobern ist kein Trend. Es ist ein Erinnern. Es ehrt die Frauen, die vor uns kamen – die heilten, sprachen, lebten, wie sie wollten – und stellt sicher, dass ihr Feuer weiter brennt. Also ja, nenn mich eine Hexe. Ich nehme es als Kompliment.
Denn wenn es gefährlich ist, an meine eigene Kraft zu glauben,Wenn es irrational ist, meiner Intuition zu folgen,Wenn ich „zu viel“ bin, weil ich mich selbst ernst nehme – Dann, nenn mich Hexe: Zauberhaft. Wütend. Weiblich.









Kommentare