Kein Girl's Girl? Ja, das Patriarchat kann auch High Heels tragen
- Nicole

- 6. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Die Wahrheit ist: Das Patriarchat ist ein toxisches System – für alle Geschlechter.
Man sagt, die Wunde der Hexenverfolgung sitzt tief –aber genauso tief sitzt die Wunde zwischen Schwestern. Während die eine uns Angst machte, unsere Kraft zu zeigen,lehrte uns die andere, Angst voreinander zu haben. Ob in Büros, in digitalen Räumen oder sogar in spirituellen Kreisen –Frauen flüstern noch immer über andere Frauen:
„Wie hat sie den Job bekommen? Wahrscheinlich hat sie mit dem Chef geschlafen.“
Oder sie bringen vermeintlich besorgte Bemerkungen, die in Wahrheit abwerten:
„Sie ist halt einfach … ein bisschen zu viel.“
Lass uns das klarstellen:Es geht hier nicht darum, Frauen zu beschuldigen. Es geht darum, uns selbst von den Zaubern zu lösen,die wir nie bewusst gewählt haben, aber gelernt haben zu wirken. Es geht darum, eine unbequeme Wahrheit zuzulassen: Wenn Frauen andere Frauen klein machen,wiederholen sie oft nur das, was das System ihnen beigebracht hat – nämlich dass es nur Platz für eine von uns an der Spitze gibt. Aber das ist nicht die Wahrheit. Das ist die Lüge, die das Patriarchat verbreitet,um uns in Konkurrenz zu halten statt in Gemeinschaft,im Urteil statt in der Solidarität. Wenn wir dieses System wirklich abbauen wollen,müssen wir nicht nur nach aussen schauen – sondern auch nach innen.

Wie wir unbewusst Regeln befolgen, die wir nie selbst geschrieben haben
Das Gefährlichste an patriarchaler Konditionierung ist,dass sie oft unsichtbar ist – besonders für diejenigen,die glauben, sie längst hinter sich gelassen zu haben. Du musst weder Jordan Peterson zitieren noch auf einem CEO-Panel sitzen,um nach den Regeln des Patriarchats zu spielen. Manchmal zeigt es sich in einem abschätzigen Blick,wenn eine andere Frau zu selbstbewusst spricht. In der stillen Bewertung, wenn sie sich mehr wünscht.Oder in der schnellen Abwertung ihrer Wut als Dramaanstatt als gerechtfertigte Reaktion.Diese Momente sind keine Zufälle –sie sind Ausdruck eines tief verankerten Systems. Eines, das uns gelehrt hat: Andere Frauen sind keine Verbündeten, sondern Konkurrenz.
„Es gibt nur einen Platz am Tisch für jemanden wie dich – also kämpfe dafür. Verteidige ihn. Vor ihr.“
Wir nehmen diese Regeln auf über feine Signale:Von Müttern, Filmen, Vorgesetzten, Medien.Von Klassenzimmern, Kolleg:innen und Kultur. Ohne es zu merken, verinnerlichen wir diese Codes –und fangen an, sie selbst zu überwachen und weiterzugeben.
So sieht internalisierte Misogynie aus:
Zu glauben, der Erfolg einer Kollegin hängt eher mit Charme als mit Kompetenz zusammen.
Die Vorstellung, dass es eine „richtige“ Art gibt, Frau zu sein — nicht zu laut, nicht zu fordernd, nicht zu hart, aber immer „feminin“.
Lob zurückzuhalten, weil man fürchtet, selbst kleiner zu wirken.
Den eigenen Wert daran zu messen, ob eine andere Frau fällt.
Und ja — viele von uns tun das,während sie sich gleichzeitig Feministinnen nennen. Denn Bewusstsein ist nicht gleich Befreiung.Und Heilung ist nicht immer laut.Manchmal beginnt sie in den stillen Momenten,in denen wir uns ehrliche, unbequeme Fragen stellen —und wirklich zuhören.
Den Zauber brechen: Die Schwesternwunde heilen und uns selbst ins Zentrum stellen
Patriarchat bedeutet: Männer stehen im Zentrum.
Alles – Macht, Erfolg, Schönheit, Ehrgeiz –wird daran gemessen, wie nah wir ihnen stehen.Wir lernen, um ihre Aufmerksamkeit, ihre Bestätigung, ihren Blick zu kreisen. (Und ja — das ist auch für Männer toxisch. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Für Frauen entsteht dadurch ein subtiler Krieg.Nicht nur mit dem System – sondern untereinander. Denn wenn männliche Anerkennung zur Währung wird,lernen wir, um sie zu konkurrieren —in Meetings, auf Social Media, sogar in Freundschaften. Aber was, wenn wir aufhören, um sie zu kreisen? Was, wenn wir Männer dezentrieren –nicht aus Trotz, sondern aus Selbstermächtigung?
In einer patriarchalen Welt wird Macht gehortet.
In einer magischen Welt wird Macht geteilt.
Im Patriarchat steigt man die Leiter hoch.Doch der Hexenkessel kennt keine Spitze – nur Tiefe.
Er lädt uns ein, uns zu versammeln – nicht zu steigen.Zu rühren – nicht zu rivalisieren. Mit dem Dampf aufzusteigen – nicht auf Kosten anderer. Wenn wir aufhören, einander durch die Linse von Mangel zu betrachten,erinnern wir uns daran, wer wir wirklich sind:Nicht Rivalinnen – sondern Spiegelinnen.Nicht Bedrohungen – sondern heilige Verbündete.
Ein Zauberspruch für Sisterhood: Ein Abschlussritual
Wenn dich dieser Text berührt hat —mit Schuld, Erleichterung, Erkenntnis oder Widerstand — dann lass das zu. Lass es eine sanfte Entwirrung sein.Keine Strafe, sondern ein Trank. Wir alle haben schon verletzende Zauber gesprochen,ohne es zu merken.Wir alle waren schon Wunde und Heilerin zugleich.
Probiere dieses kleine Ritual:
Zünde eine Kerze an. Schreib einen Glaubenssatz auf, den du über andere Frauen gelernt hast – der dir nicht mehr dient.Verbrenne ihn, begrabe ihn oder sprich ihn dem Rauch zu. Und dann schreib einen neuen.Ein Versprechen. Eine Wahrheit. Eine Erinnerung.
Dein neuer Zauber könnte lauten:
Ich verlerne die Geschichten, die uns gegeneinander ausspielen. Ich wähle, andere Frauen nicht als Bedrohung, sondern als Spiegel zu sehen.Ich ehre die Magie in ihr – und die Magie in mir.
Denn die wahre Revolution wird nicht im Fernsehen gezeigt.Sie wird geflüstert — zwischen Frauen,die sich weigern, einander länger zu verraten.Sie wird gewoben — in Büros, Kommentarspalten und mondbeschienenen Küchen.Und sie wird klingen wie:„Ich sehe dich. Ich halte dich. Lass uns gemeinsam aufsteigen.“
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Weiterlesen & Reflektieren
10 Signs of Internalized Sexism and Gaslighting – Psychology Today
Eine klare Übersicht über Verhaltensweisen, wie wir – oft unbewusst – internalisierten Sexismus reproduzieren: von Selbstzweifeln bis zur Abwertung anderer Frauen.
The Pick-Me Problem – Psychology Today
Ein feministischer Blick auf Frauen, die sich selbst über andere stellen, um männliche Bestätigung zu bekommen – und was das mit Sisterhood zu tun hat.
Hostile and Benevolent Sexism: Two Sides of the Same Coin – Psychology Today
Amber Wardell erklärt, wie sogar „wohlwollender“ Sexismus Machtverhältnisse stabilisiert – und warum wir beide Formen erkennen müssen, um sie zu entlernen.
It’s Time to Break the Cycle of Female Rivalry – Harvard Business Review
Mikaela Kiner beleuchtet, warum Frauen sich im Berufsleben oft gegenseitig blockieren – und wie wir systematisch diesen Zyklus durchbrechen können.
Patriarchy Stress Disorder – Dr. Valerie Rein
Ein bahnbrechendes Buch darüber, wie tief patriarchale Muster unser Nervensystem beeinflussen – und wie Heilung möglich ist.
A feminist philosopher makes the case against Jordan Peterson
Ein Gespräch mit Philosophin Kate Manne über die problematischen Gender-Implikationen in Petersons „12 Rules for Life“ – liefert tiefe Reflexion über systemische Misogynie









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