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Nein, ich muss nicht gerettet werden—Aber danke trotzdem: Wie man ungebetenen religiösen Ratschlägen mit Anmut und Feuer begegnet

Aktualisiert: 17. Juli

Ich weiss ja nicht, wie es bei dir ist, aber dort, wo ich herkomme, ist das Christentum immer noch die vorherrschende Religion. Ich habe viele Freund*innen aus den unterschiedlichsten religiösen und spirituellen Hintergründen – zwei meiner engsten Freunde sind Christen – und ich liebe es, über Glaubenssysteme und Mythologien zu philosophieren. Ich hatte das Glück, viele schöne und respektvolle Erfahrungen im Umgang mit Religion zu machen.


Aber in den letzten Jahren habe ich auch einen Wandel bemerkt. Einige christliche Bewegungen scheinen radikaler und aufdringlicher geworden zu sein. Und damit habe ich auch mehr Begegnungen mit Menschen gehabt, die versuchen, mich zu „retten“ – sprich: mich zu bekehren.


Aber hier ist der Punkt: Ich muss nicht gerettet werden. Ich bin diesen Weg bereits gegangen.

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Ich bin mit einem christlichen Hintergrund aufgewachsen. Ich habe meine Erstkommunion gemacht – also die erste heilige Kommunion in der römisch-katholischen Kirche. Ich habe viele Jahre damit verbracht, zu reflektieren, woran ich glaube, was sich für mich stimmig anfühlt, und ob ich meinen Weg innerhalb des christlichen Glaubens fortsetzen möchte. Nach viel innerer Arbeit und Seelensuche habe ich mich für einen anderen Weg entschieden.


Einer der Hauptgründe? Die misogyne Grundhaltung (und teilweise ganz offene Botschaften), die ich innerhalb der kirchlichen Strukturen erlebt habe. Ich konnte mich nicht mit einem Glaubenssystem identifizieren, das immer noch Schwierigkeiten damit hat, Frauen als gleichwertige, selbstbestimmte spirituelle Wesen anzuerkennen. Ich wollte mich nicht weiter einem Weltbild unterordnen, in dem das Göttliche fast ausschliesslich männlich dargestellt wird und in dem Scham weiterhin als Kontrollinstrument benutzt wird.Das hier ist kein Angriff auf Christ*innen oder das Christentum. Es geht um Grenzen.


Der schmale Grat zwischen Glaube und Übergriffigkeit

Glaube kann kraftvoll sein – heilend, verbindend, wunderschön.Aber wenn Glaube zum Werkzeug der Manipulation oder Überlegenheit wird – besonders, wenn er als „Sorge um deine Seele“ verpackt daherkommt – dann verliert er seine Heiligkeit und wird zu etwas Verletzendem. Und das gilt für alle religiösen oder spirituellen Wege.


Ich habe schon erlebt, wie mir Fremde Traktate in die Hand gedrückt haben. Kolleg*innen erwähnen „Jesus“ in beiläufigen Gesprächen, als wäre es Teil ihres Networking-Repertoires. Ich wurde ohne mein Einverständnis „beim Gebet mit eingeschlossen“ – was, ehrlich gesagt, völlig okay für mich ist. Ich meine: Wer freut sich nicht über ein bisschen gute Energie? Also bitte, nur zu.

Aber trotzdem ändert das nichts daran, dass ich in meiner eigenen Spiritualität verankert bin – einer, die mich einbezieht und stärkt, die nicht verlangt, dass ich mich klein mache, entschuldige oder anpasse, um mich würdig zu fühlen, Teil von etwas Grösserem zu sein.


Religiöse Traumata sind real

Für viele von uns sind solche Begegnungen nicht einfach nur unangenehm – sie können tiefe Wunden aufreissen.Ungefragte religiöse Ratschläge können religiöse Traumata triggern: eine Form von komplexem Trauma, die entsteht, wenn das eigene Sicherheitsgefühl, die Identität oder Realität im religiösen Kontext verletzt wurden. Es geht dabei nicht einfach um Meinungsverschiedenheiten. Es geht um spirituelles Gaslighting, Unterdrückung oder sogar Missbrauch, der als „heilig“ verkauft wird.

Es geht darum, dass dir eingeredet wird, du seist „gebrochen“, wenn du dich nicht anpasst.Dass deine Intuition, deine Queerness oder dein Frausein „Sünde“ ist.

Wenn du dich darin wiedererkennst, lass mich eins klar sagen:Du bist nicht kaputt. Du bist nicht verloren. Du musst nicht repariert werden.

Dein Glaube – oder auch dein Nicht-Glauben – ist gültig.Deine Erfahrungen zählen.Und du musst niemandem Zugang zu deinem spirituellen Innenleben geben, nur weil er*sie behauptet, es sei „aus Liebe“.


Anmut und Feuer: Grenzen setzen ohne Schuldgefühle

Wie also reagierst du, wenn jemand versucht, dich zu bekehren – oder deinen Weg mit den besten Absichten in Frage stellt?


Hier ein paar Möglichkeiten, um mit Klarheit und Würde deine Grenze zu wahren:


  • Der direkte Weg:„Ich weiss deine Sorge zu schätzen, aber ich möchte meine Überzeugungen nicht diskutieren.“

  • Der Spiegel:„Wie würdest du dich fühlen, wenn ich deine Glaubenssätze als falsch bezeichne und meine als die einzige Wahrheit verkaufe?“

  • Der empowerte Exit:„Dieses Gespräch ist für mich unangenehm. Lass uns über etwas anderes sprechen.“

  • Die sanfte Umschreibung (wenn du im Dialog bleiben willst):„Ich sehe, dass dir dein Glaube wichtig ist. Ich hoffe, du kannst auch respektieren, dass mein Weg ein anderer ist.“


Diese Grenzen machen dich nicht unhöflich. Sie machen dich souverän.Und wenn jemand ein Problem mit deiner Grenze hat – ist das seinihr* Thema, nicht deins.


Dein Weg ist heilig – auch wenn er nicht ihrer ist

Du musst niemandem deine Spiritualität erklären oder rechtfertigen. Ob du eine Hexe bist, Atheistin, Mystikerin, irgendwo zwischen Buddhismus und Beyoncé unterwegs oder einfach noch auf der Suche – dein Weg gehört dir. Spirituell zu sein, ohne einer Institution anzugehören, ist kein Verbrechen.Es ist ein Akt der Selbstermächtigung.


Und wenn du religiöse Traumata erlebt hast: Heilung ist möglich. Es gibt Therapeutinnen, spirituelle Begleiterinnen und Gemeinschaften, die dich verstehen – und die nicht erwarten, dass du deinen Wert über Dogmen beweist.


Letzter Gedanke: Glaube ohne Zwang

Wir können tief glauben, ohne anderen unseren Glauben aufzuzwingen.Wir können unsere Wahrheit leben, ohne andere abzuwerten.Und wir dürfen ganz klar sagen: Nein, danke – auch wenn es freundlich gemeint ist und als Rettung daherkommt.


An alle, die mit Traktaten, ungefragten Gebeten und Seelenrettungsideen daherkommen:Ich respektiere deinen Glauben.Aber ich werde hier drüben stehen und meinen eigenen ehren.


Respektvoll. Unapologetisch. Unbekehrt.



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Noch ein kurzer, aber wichtiger Hinweis: Dieser Artikel spiegelt meine persönliche Erfahrung wider – geprägt von einer Kindheit und Jugend in einem überwiegend christlichen Umfeld. Deshalb steht hier das Christentum im Fokus. Aber ganz klar: Unreflektierte, extreme Ansichten können in jeder Glaubensrichtung und dogmatischen Gruppierung vorkommen – auch in heidnischen oder hexischen Kreisen. Kein Weg ist automatisch frei von Machtmissbrauch oder Dogma. Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen, ob wir Raum für Unterschiede schaffen – und ob unser Glaube stärkt oder unterdrückt.

Kommentare


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Hallo, danke fürs Vorbeischauen!

Ich bin Nicole – urban aus Überzeugung, mystisch von Natur aus. Ich liebe schwarze Katzen, guten Chai oder Matcha und Gespräche, die spät am Abend anfangen und mit plötzlichen Erleuchtungen enden. Irgendwo zwischen Excel-Tabellen und Zauberkarten habe ich meine Berufung gefunden: Menschen zu helfen, das Chaos, die Magie und selbst die Montage zu verstehen.

Dies hier ist mein Kessel – ein Ort, an dem modernes Leben auf moderne Mystik trifft, gewürzt mit Neugier, einer Prise Rebellion und einer ordentlichen Portion Herz. Mach es dir gemütlich, gönn dir etwas Warmes zu trinken, und lass uns gemeinsam entdecken, welche Magie sich in unserem Alltag versteckt.

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